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Die Bedeutung des Vertrauens für die Geldpolitik der EZB

Rede von Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der EZB, als Teil der Vortragsreihe „Havarie Europa. Zur Pathogenese europäischer Gegenwarten“ am Hamburger Institut für Sozialforschung

Frankfurt am Main, 16. Dezember 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich danke Ihnen herzlich für die Einladung in Ihre Vortragsreihe und freue mich, heute mit Ihnen über Europa und den Euro zu sprechen. Die Vortragsreihe „Havarie Europa“ behandelt ein Thema, mit dem sich Verfechter der europäischen Integration immer wieder auseinandersetzen müssen: die Euroskepsis.

Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Europäische Union (EU) und europäische Institutionen wie die Europäische Zentralbank (EZB) wurde durch die globale Finanzkrise, die europäische Staatsschuldenkrise und den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs in den letzten Jahren stark strapaziert. Nun stellt die Corona-Pandemie die europäische Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) erneut vor gewaltige Herausforderungen.

In diesen stürmischen Zeiten ist das Schiff Europa jedoch nicht auf Grund gelaufen. Die europäischen Institutionen haben ebenso wie die nationalen Regierungen rasch und umfassend reagiert, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abzumildern. Europa hat die Lehren aus vergangenen Krisen gezogen und gezeigt, dass es auch in unruhigen Gewässern navigieren kann. Eine „Havarie Europa“ ist daher nicht absehbar.

Die Fortschritte bei der gemeinsamen Bewältigung dieser Herausforderungen sollten uns zuversichtlich stimmen. Ein krisenfestes und wirtschaftlich erfolgreiches Europa liefert die besten Argumente gegen Euroskepsis. Ein hohes Maß an öffentlichem Vertrauen stellt langfristig die Handlungsfähigkeit der europäischen Institutionen sicher.

Die Relevanz von Vertrauen für Zentralbanken

Dieser Zusammenhang gilt auch für die Europäische Zentralbank. Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EZB und die Unterstützung der Öffentlichkeit für den Euro sind unerlässlich für die Effektivität unserer Geldpolitik und die Unabhängigkeit der Zentralbank.

Warum ist das Vertrauen der Öffentlichkeit für Zentralbanken von so entscheidender Bedeutung?

Geld ist ein Vertrauensgut. Die Euro-Scheine und -Münzen in unserem Portemonnaie sind ebenso wie Einlagen bei der Bank sogenanntes Fiatgeld. Das heißt, sie sind nicht durch einen intrinsischen Wert, wie zum Beispiel Gold, gedeckt. Unser Geld ist eine gesellschaftliche Konvention, deren Wert vom Vertrauen in die geldausgebende Institution – also die Zentralbank – abhängt.

Öffentliches Vertrauen ist daher der Grundstein für die Erfüllung des primären Mandats der EZB – die Wahrung der Preisstabilität. Aktuelle Studien belegen, dass ein hohes Maß an Vertrauen für die Verankerung der Inflationserwartungen privater Haushalte nahe an dem Wert, den die Zentralbank als Preisstabilität definiert, entscheidend ist.[1] Gefestigte Inflationserwartungen sorgen wiederum dafür, dass kurzfristige Abweichungen der Inflation vom mittelfristigen Ziel der EZB sich nicht dauerhaft in den Preis- und Lohnentscheidungen von Firmen und Haushalten festsetzen. Dieser Mechanismus kann selbstverstärkend wirken, da eine Erfüllung des geldpolitischen Mandats wiederum das Vertrauen in die EZB stärken kann.

Ein stabiles Geld und öffentliches Vertrauen in Zentralbanken sind zudem unerlässlich, um in der Bevölkerung eine breite Akzeptanz für ihre Unabhängigkeit zu schaffen. Unabhängigkeit schützt Zentralbanken vor politischer Einflussnahme und untermauert so die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik. Umgekehrt macht ein Mangel an öffentlichem Vertrauen die Zentralbank anfälliger für politischen Druck. Im schlimmsten Fall kann eine solche Entwicklung die Unabhängigkeit der Zentralbank infrage stellen.[2]

Die öffentliche Wahrnehmung von Zentralbanken hat sich seit der globalen Finanzkrise der Jahre 2007 bis 2009 stark gewandelt. Die Aufgaben vieler Zentralbanken sind vielfältiger geworden, etwa im Bereich der Bankenaufsicht und Finanzstabilität. Viele Zentralbanken übernehmen heute wichtige Funktionen im Bereich der makroprudenziellen Aufsicht, die sich mit Fragen der Systemstabilität beschäftigt. Im Bereich der Geldpolitik hat der Einsatz unkonventioneller geldpolitischer Instrumente zugenommen, was nicht zuletzt mit langfristigen strukturellen Veränderungen in der Ökonomie zu tun hat, wie der Alterung der Gesellschaft und dem Rückgang des Produktivitätswachstums. So hat die EZB Negativzinsen eingeführt und Anleihekaufprogramme aufgesetzt, um die Preisstabilität im Euroraum zu sichern.

Die Funktionsweise vieler dieser Maßnahmen ist komplex und ihr Zusammenhang mit dem Mandat der Zentralbank ist nicht leicht zu verstehen. Komplexität schürt oft Misstrauen. Daher werden die neuen Maßnahmen in Teilen der Öffentlichkeit und Politik kritisch hinterfragt, nicht zuletzt wegen ihrer vermuteten Auswirkungen auf Hauspreise und die Ungleichheit. Dies gilt umso mehr, da die EZB ihr Inflationsziel von unter, aber nahe 2 Prozent trotz der umfangreichen Maßnahmen seit mehreren Jahren nicht erreicht hat.

Deshalb stehen Zentralbanken seit der Finanzkrise vor neuen Herausforderungen in Bezug auf ihre Kommunikation und ihre Rechenschaftspflichten. Transparenz und eine verständliche Erklärung geldpolitischer Maßnahmen sind für ein hohes Maß an Vertrauen unabdingbar.

Diese Herausforderungen sind für die EZB besonders groß, da sie für die Geldpolitik im gesamten Euroraum verantwortlich ist. Die EZB muss das Vertrauen der Öffentlichkeit in 19 Mitgliedstaaten gewinnen, die mitunter sehr unterschiedliche Erwartungen an die Geldpolitik haben. Für die EZB ist es daher umso wichtiger, die Entwicklung der öffentlichen Wahrnehmung ihrer Geldpolitik zu analysieren, um langfristig das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zu erhalten und auszubauen.

Vertrauen in die EZB und den Euro: empirische Ergebnisse

Das Vertrauen in die europäischen Institutionen und die EZB lässt sich anhand öffentlicher Meinungsumfragen und empirischer Studien untersuchen.[3] Eine gute Grundlage hierfür bietet das Eurobarometer, das für den Zeitraum seit ihrer Begründung Daten zum Vertrauen in die Währungsunion bereitstellt.

Deskriptive Analyse: Vertrauen in die EZB und den Euro im Zeitverlauf

Das Vertrauen in die EZB ist – ähnlich wie das Vertrauen in öffentliche EU-Institutionen generell – in den Jahren nach der Finanzkrise gesunken.[4] Seit knapp zehn Jahren befindet sich das Nettovertrauen, das heißt die Differenz des Anteils der Befragten, die der EZB vertrauen, und des Anteils, die ihr nicht vertrauen, fast durchgehend im negativen Bereich (Abbildung 1). Die Unterstützung für den Euro ist in diesem Zeitraum hingegen leicht angestiegen. Laut der Eurobarometer-Umfrage im Juli 2020 befürworten 75 Prozent der Befragten die europäische Währung, während 17 Prozent den Euro ablehnen, sodass das Nettovertrauen deutlich positiv ausfällt.

Abbildung 1

Vertrauen in die EZB und Befürwortung des Euro.

Diese Divergenz zwischen dem vergleichsweise geringen Vertrauen in die EZB einerseits und der wachsenden Unterstützung des Euro andererseits erscheint auf den ersten Blick widersprüchlich, da die EZB als europäische Institution für die gemeinsame Währung verantwortlich ist. Es ist daher wichtig, diese Divergenz genauer zu analysieren und verschiedene Länder sowie Bevölkerungsgruppen näher zu betrachten.[5]

Im Hinblick auf die Einstellungen gegenüber der EZB und dem Euro lassen sich vier Gruppen unterscheiden: Währungsunions-Skeptiker (in rot), die weder den Euro befürworten noch Vertrauen in die EZB haben; EZB-Skeptiker (in gelb), die zwar den Euro befürworten, aber der EZB nicht vertrauen; Euro-Skeptiker (in blau), die den Euro nicht befürworten, aber Vertrauen in die EZB haben; und schließlich die Währungsunions-Befürworter (in grün), die sowohl den Euro befürworten als auch der EZB vertrauen (Abbildung 2).

Abbildung 2

Typologie der Einstellungen gegenüber der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU).

Betrachtet man den Euroraum insgesamt, so machten die Befürworter der Wirtschafts-und Währungsunion in den meisten Jahren den größten Anteil der Bevölkerung aus. Im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise hatte der Anteil dieser Gruppe im Jahr 2014 allerdings einen Tiefstand erreicht. Seit 2016 ist er wieder auf rund 40 Prozent angestiegen (Abbildung 3).

Die empirischen Daten zeigen aber auch, dass der Anteil der Personen gestiegen ist, die den Euro zwar befürworten, aber kein Vertrauen in die EZB haben.[6] Er liegt seit der europäischen Staatsschuldenkrise bei rund 30 Prozent.

Abbildung 3

Einstellungen zur WWU im Euroraum im Zeitverlauf, 1999-2019.

Hinter diesem Gesamtbild für den Euroraum verbergen sich jedoch heterogene Entwicklungen in einzelnen Mitgliedstaaten. Die Auswertung der empirischen Daten auf Länderebene legt nahe, dass die Einstellung zur Währungsunion von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängt.

So ist die öffentliche Zustimmung in denjenigen Ländern vergleichsweise deutlich gesunken, die von der Finanzkrise besonders stark betroffen waren, etwa in Griechenland oder Spanien (Abbildung 4).[7] In Italien und Portugal bildeten die Währungsunions-Skeptiker kurzfristig sogar die stärkste Gruppe. Dagegen ist die Zahl der Währungsunions-Befürworter in den von der Finanzkrise weniger betroffenen Ländern auf einem vergleichsweise hohen Niveau geblieben.[8]

Aber selbst in Frankreich und Deutschland bildeten die EZB-Skeptiker vorübergehend die größte Gruppe.[9]

Abbildung 4

Einstellungen zur WWU im Zeitverlauf, 1999-2019, nach Mitgliedstaat.

Deskriptive Analyse: Vertrauen in die EZB und den Euro nach sozioökonomischen Charakteristika

Die Länderanalyse liefert erste Anhaltspunkte, dass die wirtschaftliche Lage die Einstellung der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Währungsunion beeinflusst. Die Betrachtung individueller sozioökonomischer Charakteristika bestätigt diese Vermutung: es lässt sich anhand der Umfragedaten feststellen, dass Bürgerinnen und Bürger, die die gegenwärtige Wirtschaftslage in Europa positiver einschätzen, in stärkerem Maß die Währungsunion befürworten (Abbildung 5). In der Gruppe der Befragten, die die Wirtschaftslage zum Zeitpunkt der Befragung in Europa als ziemlich gut oder sehr gut einschätzen, sind die Währungsunions-Befürworter klar in der Mehrzahl. Bei denjenigen, die die Wirtschaftslage sehr schlecht einschätzen, sind hingegen die Währungsunions-Skeptiker die größte Gruppe. Die EZB-Skeptiker haben in allen vier Gruppen über die Zeit zugenommen.

Abbildung 5

Einstellungen zur WWU nach Einschätzung der gegenwärtigen Wirtschaftslage in Europa.

Ein ähnliches Bild ergibt sich im Hinblick auf die persönliche finanzielle Situation der Befragten. Diejenigen, die die eigene finanzielle Situation als ziemlich gut oder sehr gut einschätzen, stehen der Währungsunion tendenziell positiver gegenüber. Umgekehrt überwiegt bei Befragten mit finanziellen Schwierigkeiten die Skepsis gegenüber der Währungsunion (Abbildung 6).

Abbildung 6

Einstellungen zur WWU nach Einschätzung der gegenwärtigen Finanzlage des eigenen Haushalts.

In ähnlicher Weise spiegeln sich diese Muster auch in Abhängigkeit vom Bildungsstand und der Berufsgruppenzugehörigkeit der Befragten wider. Bei Personen mit höherem Bildungsniveau ist das Vertrauen in die Währungsunion stärker ausgeprägt (Abbildung 7). Bei Arbeitern und Arbeitslosen ist das Vertrauen weit weniger ausgeprägt als zum Beispiel bei Angestellten und Selbstständigen.[10]

Abbildung 7

Einstellungen zur WWU nach Bildungsstand (Alter bei Abschluss der Vollzeitbildung).

Beim Vergleich unterschiedlicher Geburtskohorten lassen sich hingegen keine systematischen Unterschiede im Vertrauen zur EZB und der gemeinsamen Währung erkennen (Abbildung 8).[11]

Abbildung 8

Einstellungen zur WWU nach Geburtskohorte.

Multivariate Analysen: Vertrauen in die EZB und den Euro

Die deskriptive Auswertung der Eurobarometer-Daten kann nur bedingt belastbare Hinweise auf diejenigen Faktoren liefern, die für das Vertrauen in die EZB und die gemeinsame Währung entscheidend sind. Es ist daher wichtig, die Studienergebnisse durch die Anwendung weiterführender Analyseverfahren zu untermauern.

Multivariate Analysen bestätigen den Einfluss sozioökonomischer Variablen auf das Vertrauen in die EZB. So zeigen beispielsweise Bursian und Fürth (2015), dass auch bei Einschluss von Kontrollvariablen besser ausgebildete und hochqualifizierte Befragte, höhere Einkommensgruppen sowie Befragte in städtischen Gebieten eher der EZB vertrauen, während etwa Arbeitslose und Personen im Ruhestand ein geringeres Vertrauen in die EZB haben.[12]

Farvaque et al. (2016) argumentieren anhand einer Analyse von Eurobarometer-Daten, dass die Einschätzung der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung eine wichtige Rolle spielt: Mit einer positiveren Einschätzung der erwarteten Wirtschaftsentwicklung steigt auch das Vertrauen in die EZB.[13]

Darüber hinaus kommt die Literatur zu dem Ergebnis, dass ein höherer Wissensstand im Hinblick auf das Mandat und die Aufgaben der EZB das Vertrauen in die Zentralbank wesentlich stärkt. Ehrmann et al. (2013) und Kaltenthaler et al. (2010) stellen beispielsweise für den Euroraum fest, dass bessere Sachkenntnisse über die EZB mit mehr Vertrauen in die Institution einhergehen.[14] Eine Studie von Mellina und Schmidt (2018) schlussfolgert, dass dieser Zusammenhang sich auch auf die Inflationserwartungen der Haushalte auswirkt.[15]

Neben einem hohen (objektiven) Wissensstand scheint auch die subjektive Wahrnehmung der eigenen geldpolitischen Kenntnisse das Vertrauen in die EZB zu beeinflussen. Hayo und Neuenkirch (2014) kommen anhand deutscher Daten zu dem Schluss, dass – neben dem Sachwissen über die EZB und die Geldpolitik – auch das subjektiv empfundene Verständnis der EZB einen signifikant positiven Einfluss auf das Vertrauen der Befragten in die Institution hat.[16] In ähnlicher Weise zeigen van der Cruijsen und Eijffinger (2010) für die Niederlande, dass Befragte der EZB tendenziell mehr vertrauen, wenn sie sich selbst in geldpolitischen Fragen als sachkundig einschätzen.[17]

Ehrmann et al. (2013) stellen darüber hinaus fest, dass ein Zusammenhang zwischen der allgemeinen Unterstützung der EU-Institutionen und dem Vertrauen in die EZB besteht.[18] Kaltenthaler et al. (2010) zeigen, dass das Vertrauen in die EZB größer ist, wenn Befragte der Ansicht sind, dass die Interessen ihres Landes in der EU vertreten werden und sie mit der Funktionsfähigkeit der Demokratie in der EU zufrieden sind.[19]

Die Faktoren, die das Vertrauen in die EZB und die Zustimmung zum Euro beeinflussen, lassen sich anhand von Studien weiter differenzieren. So zeigen Bergbauer et al. (2020) anhand einer empirischen Analyse, dass die Unterstützung des Euro eher mit der Zustimmung der Befragten zu den allgemeinen Werten der europäischen Zusammenarbeit verbunden ist. Das Vertrauen in die EZB hängt hingegen stärker von der Zufriedenheit der Bürger mit konkreten – insbesondere auch wirtschaftlichen – Leistungen der EU ab.[20]

Vertrauen in die EZB während der Pandemie: erste Befunde

Die beschriebenen Zusammenhänge zeigen, wie wichtig eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik ist, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die öffentlichen Institutionen zu sichern und nachhaltig zu stärken. Die schwere Wirtschaftskrise im Zuge der Corona-Pandemie stellt aus diesem Grund eine große Herausforderung für das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EZB, den Euro und die Europäische Union insgesamt dar.

Zu Beginn der Pandemie sah sich die EZB mit einer sich dramatisch zuspitzenden Lage an den Finanzmärkten konfrontiert. Die Unsicherheit nahm rapide zu und veranlasste Marktteilnehmer, sich innerhalb kurzer Zeit aus risikoreicheren Anlageklassen zurückzuziehen. Die Risikoprämien in vielen Marktsegmenten stiegen drastisch an und die Finanzierungsbedingungen an den Finanzmärkten verschlechterten sich zunehmend. Das entschiedene und zügige Eingreifen der EZB beruhigte die Lage jedoch innerhalb kurzer Zeit. Der von der EZB verwendete Indikator für Finanzmarktstress (CISS) deutet darauf hin, dass die EZB im Frühjahr 2020 eine schwere Finanzmarktkrise verhindert hat (Abbildung 9).

Abbildung 9

Indikator für systemischen Stress im Finanzmarkt (CISS).

Die Krisenmaßnahmen der EZB bestehen insbesondere aus einem neuen Anleihekaufprogramm, das speziell auf die Pandemie zugeschnitten und zeitlich begrenzt ist – dem Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP). Zudem stellt die EZB Banken ausreichend Liquidität zu günstigen Bedingungen zur Verfügung, um so die Kreditversorgung der Unternehmen und Haushalte im Euroraum sicherzustellen. Die Krisenmaßnahmen der EZB gewährleisten auf diese Weise die einheitliche Transmission unserer geldpolitischen Maßnahmen in alle Länder des Euroraums.

Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben insbesondere diejenigen Länder hart getroffen, die schon vor der Krise vergleichsweise hohe Schuldenstände aufwiesen und in denen das Vertrauen in die EZB eher gering war.[21] Zu Beginn der Krise bestand daher die Sorge, dass eingeschränkte Haushaltsspielräume in manchen Ländern des Euroraums die fiskalische Antwort auf die Krise stark begrenzen würden. Diese Befürchtung erhöhte das Risiko einer Fragmentierung der Finanzierungsbedingungen im Euroraum, was sich unmittelbar in den Risikoprämien am europäischen Anleihemarkt niederschlug. Diesem Risiko konnte die EZB insbesondere durch die rasche Umsetzung des PEPP effektiv begegnen (Abbildung 10).

Abbildung 10

Renditedifferenz zu 10-jährigen deutschen Staatsanleihen.

Ergänzend zu den Maßnahmen der EZB und zu nationalen fiskalischen Hilfsprogrammen wurden auf europäischer Ebene umfangreiche Maßnahmen beschlossen, um Staaten, Firmen und Arbeitnehmer während der Pandemie finanziell zu unterstützen. Im Juli entschieden die europäischen Staats- und Regierungschefs, den mehrjährigen EU-Haushalt ab 2021 für eine Dauer von sechs Jahren um 750 Milliarden Euro aufzustocken, um langfristige Investitionen und Strukturreformen in den EU-Mitgliedstaaten zu ermöglichen. Diese Krisenmaßnahmen auf europäischer Ebene haben maßgeblich zur Beruhigung der Finanzmärkte beigetragen.

Es ist unstrittig, dass die umfassenden geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen die wirtschaftlichen Folgen der Krise entscheidend abgemildert haben. Noch ist nicht vollständig abzusehen, wie sich dies auf das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EZB und die gemeinsame Währung auswirkt. Anhand aktueller Umfragedaten lassen sich jedoch bereits vorläufige, eher ernüchternde Erkenntnisse gewinnen, wie sich das Vertrauen im Verlauf der Krise entwickelt hat.[22]

Die Unterstützung für die gemeinsame Währung ist weitgehend stabil geblieben.[23] Das Nettovertrauen in die EZB ist hingegen leicht zurückgegangen. Ein ähnlicher, sogar noch stärkerer Rückgang ist allerdings beim Vertrauen in andere supranationale Institutionen – wie die Europäische Kommission und das Europäische Parlament – zu beobachten. Dagegen scheint das Vertrauen in nationale Institutionen während der Pandemie laut erster Umfragedaten gestiegen zu sein (Abbildung 11).

Abbildung 11

Nettovertrauen in europäische und nationale Institutionen.

Diese Entwicklung könnte darauf zurückzuführen sein, dass vor allem die nationale Haushalts- und Gesundheitspolitik von den Bürgerinnen und Bürgern als Krisenreaktion wahrgenommen wurden. In der Tat ist laut ersten Umfrageergebnissen eine Mehrheit von 61 Prozent der Befragten im Euroraum mit den nationalen Krisenmaßnahmen zufrieden. Geteilter Meinung sind die Bürgerinnen und Bürger jedoch hinsichtlich der Maßnahmen der europäischen Institutionen zur Bekämpfung der Pandemiefolgen: Lediglich 45 Prozent der Befragten äußern sich zufrieden über die bisherigen Krisenmaßnahmen.[24]

Bei der weiteren Bewältigung der Krise spielt die EU nach Auffassung der Bürgerinnen und Bürger insgesamt aber eine entscheidende Rolle. So glauben beispielsweise 62 Prozent der Befragten, dass die EU die richtigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise treffen wird. 88 Prozent halten es für sinnvoll, dass die EU einen Wirtschaftsplan aufstellt, um allen EU-Mitgliedstaaten zu helfen.[25] 85 Prozent der Bürgerinnen und Bürger erklären sich außerdem damit einverstanden, der EU die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen, um künftig ähnliche Krisen besser bewältigen zu können.[26]

Vielen Fachleuten zufolge hat die Corona-Krise eindrucksvoll gezeigt, dass die europäischen Institutionen, einschließlich der EZB, bereits heute in der Lage sind, einer wirtschaftlichen Krise im Euroraum effektiv entgegenzuwirken. In den Umfrageergebnissen spiegelt sich dies bislang nicht wider.

Maßnahmen zur Stärkung des Vertrauens in die Währungsunion

Was können die europäischen Institutionen aus diesen Ergebnissen ableiten?

Mit Geld- und Fiskalpolitik aus der Krise

Die Pandemie birgt das Risiko, bestehende Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten der EU noch zu verstärken. Ohne eine europäische Krisenpolitik wären die Länder allein von ihrem eigenen fiskalischen Handlungsspielraum abhängig gewesen.

Die empirischen Ergebnisse legen nahe, dass eine solche Divergenz auf Länderebene auch das Vertrauen in europäische Institutionen in Teilen des Euroraums schwächen würde. Demnach liegt es im Interesse der EZB, dass die europäischen Institutionen effektiv und koordiniert auf die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie reagieren.

Entscheidend ist dabei, dass die Mittel aus dem Aufbaufonds Next Generation EU möglichst produktiv eingesetzt werden, um das Wachstumspotenzial aller Länder nachhaltig zu stärken und die drohende wirtschaftliche Divergenz abzumildern.

Die gemeinsame Geldpolitik ist ein integraler Bestandteil der europäischen Antwort auf die Krise, da sie die Erholung der Wirtschaft durch eine Sicherung günstiger Finanzierungsbedingungen sowie die umfangreiche Bereitstellung von Liquidität unterstützt. So können sich die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen ergänzen und gegenseitig verstärken.

Langfristige Vertiefung europäischer Integration

Die europäischen fiskal- und geldpolitischen Krisenmaßnahmen können jedoch nur ein erster Schritt sein. Letztlich offenbart diese Krise erneut das Fehlen wesentlicher Elemente in der Architektur des Euroraums. Allerdings ist es diesmal – anders als in früheren Jahren – gelungen, der Krise dennoch durch ein Handeln auf europäischer Ebene entschieden entgegenzutreten.

Dies kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine weitere Vertiefung der europäischen Integration wichtig wäre, um die wirtschaftliche Konvergenz in Europa zu fördern und damit letztlich auch die Wirksamkeit unserer einheitlichen Geldpolitik zu erhöhen. Der empirische Befund lässt vermuten, dass eine solche wirtschaftliche Konvergenz wiederum das Vertrauen in die EZB und unsere Geldpolitik nachhaltig stärken könnte.

Ein Bedarf zur Vertiefung der europäischen Integration besteht zum einen im Hinblick auf die Schaffung gemeinsamer fiskalischer Instrumente auf europäischer Ebene und eine Reform des fiskalischen Regelwerks. Zum anderen sollten die Vollendung der Bankenunion und eine Stärkung der Kapitalmarktunion im Zentrum der Bemühungen stehen.[27] All diese Elemente wären wichtige Schritte, um den gemeinsamen Währungsraum krisenfester zu machen.

Verbesserung der geldpolitischen Kommunikation

Für das Vertrauen in die EZB dürfte eine bessere Kommunikation von entscheidender Bedeutung sein. Eine breit angelegte Kommunikationsstrategie ist unerlässlich, um das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger für das Mandat und die Aufgaben der EZB zu verbessern. Die empirische Auswertung der Umfragedaten legt nahe, dass das Vertrauen in die EZB in ganz bestimmten Bevölkerungsgruppen besonders niedrig ist. Wir müssen uns fragen, wie wir sicherstellen können, dass unsere Kommunikation alle Menschen im Euroraum erreicht.

Ein besseres Verständnis des Mandats und der Notwendigkeit der Unabhängigkeit von Zentralbanken stärkt das Vertrauen in die EZB. Die Akzeptanz unserer Unabhängigkeit ist wiederum entscheidend dafür, dass die EZB auch in Zukunft ihr Mandat im besten Interesse der europäischen Bürgerinnen und Bürger erfüllen kann, ohne politischer Einflussnahme ausgesetzt zu sein.

Die komplexe Struktur europäischer Entscheidungsprozesse stellt die Kommunikation der europäischen Institutionen jedoch vor besondere Herausforderungen. Im Fall der EZB kommt hinzu, dass unsere Entscheidungen oft schwierige wirtschaftliche Fragen betreffen. Der bisherige Schwerpunkt der Kommunikation auf Marktteilnehmer und geldpolitische Experten dürfte kaum zu einem besseren Verständnis der Geldpolitik in der breiten Bevölkerung beigetragen haben.

Eine effektivere Kommunikation wird daher ein zentrales Thema der vor einigen Monaten begonnenen umfassenden Überprüfung unserer geldpolitischen Strategie sein.

Ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses ist dabei der Dialog der EZB und der nationalen Zentralbanken des Eurosystems mit Akteuren aus der Zivilgesellschaft. Dieser Dialog erfordert, dass wir uns mit den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der EZB auseinandersetzen und uns die Frage stellen, was diese für die Überarbeitung unserer geldpolitischen Strategie bedeuten.[28] Unser Ziel ist es, durch eine effektive Kommunikation das Vertrauen der Öffentlichkeit in die EZB nachhaltig zu stärken.

Schlussfolgerungen und Ausblick

Lassen Sie mich nun zum Schluss meiner Ausführungen kommen.

Das Vertrauen der Öffentlichkeit in Zentralbanken ist eine wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Geldpolitik. Im Fall der EZB ist die Unterstützung für den Euro zudem ein wichtiger Maßstab für die Akzeptanz der einheitlichen Geldpolitik in der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion.

Umfragedaten belegen, dass die öffentliche Unterstützung für den Euro auch in Krisenzeiten hoch ist. Allerdings ist das Vertrauen der Öffentlichkeit in die EZB seit der globalen Finanzkrise spürbar zurückgegangen.

Die Analyse der Umfragedaten legt nahe, dass das Vertrauen in die Währungsunion von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und sozioökonomischen Variablen beeinflusst wird. Während viele der relevanten Einflussfaktoren außerhalb des geldpolitischen Mandats liegen, lassen sich aus den Studien dennoch Anregungen ableiten, wie das Vertrauen gestärkt werden könnte.

Eine entschiedene europäische Antwort auf Krisen, wie auf die derzeitige Corona-Pandemie, kann das Vertrauen in europäische Institutionen stärken. Dies erfordert eine europäische Architektur, die geeignete Instrumente zur Bekämpfung schwerer Krisen bereitstellt. Weitere europäische Integrationsschritte dürften die europäische Handlungskraft stärken.

Aus Sicht der EZB geht es nicht zuletzt darum, die Kommunikation mit der Öffentlichkeit zu verbessern. Empirische Studien zeigen, dass ein besseres Verständnis unseres Mandats mit einem höheren Vertrauen in die Zentralbank einhergeht. Das Thema Kommunikation wird bei der Strategieüberprüfung der EZB daher eine wichtige Rolle einnehmen.

Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die EZB hat unmittelbare Auswirkungen auf unsere Geldpolitik. Vertrauen in die Zentralbank stabilisiert die Inflationserwartungen von privaten Akteuren und erhöht die Effektivität geldpolitischer Maßnahmen. Die Erfüllung unseres Mandats könnte wiederum dazu beitragen, das Vertrauen in die EZB zu festigen. Auch im Hinblick auf das Vertrauen ist es wichtig, dass die EZB in dieser Pandemie umfangreiche Maßnahmen ergriffen hat, um ihrem Ziel der Preisstabilität gerecht zu werden.

Mit Hilfe starker europäischer Institutionen ist es gelungen, dem schweren Seegang der letzten Jahre standzuhalten. Wir werden als EZB weiterhin unseren Teil dazu beitragen, das Schiff Europa gemeinsam mit den anderen europäischen Institutionen auch in stürmischen Zeiten auf Kurs zu halten.

Ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.

  1. Siehe beispielsweise Christelis, D., Georgarakos, D., Jappelli, T. und van Rooij, M. (2020), Trust in the central bank and inflation expectation, Working Paper Series der EZB, Nr. 2375, Februar; Mellina, S. und Schmidt, T. (2018), The Role of Central Bank Knowledge and Trust for the Public's Inflation Expectations, Diskussionspapier der Deutschen Bundesbank, Nr. 32.
  2. Siehe beispielsweise Ehrmann, M. und Fratzscher, M. (2011), “Politics and Monetary Policy”, Review of Economics and Statistics, Vol. 93, pp. 941-960; Ehrmann, M., Soudan, M. und Stracca, L. (2013), “Explaining European Union Citizens’ Trust in the European Central Bank in Normal and Crisis Times”, The Scandinavian Journal of Economics, 115, 781-807.
  3. Der Großteil dieser Studien basiert auf der Eurobarometer-Umfrage, die von der Europäischen Kommission veröffentlicht wird.
  4. Siehe beispielsweise Box 1 Developments in trust in public institutions since the global financial crisis in „Citizens’ attitudes towards the ECB, the euro and Economic and Monetary Union“, EZB, Juni 2020.
  5. Die folgenden Darstellung beruht auf dem Artikel Citizens’ attitudes towards the ECB, the euro and Economic and Monetary Union, EZB, Juni 2020. Die Analyse nutzt Umfragedaten aus dem Eurobarometer für den Zeitraum 1999-2019.
  6. Zwar hat der Anteil der EZB-Skeptiker zuletzt wieder leicht abgenommen. Im Zeitraum zwischen 2013 und 2016 bildete diese Gruppe aber den größten Anteil der Befragten im Euroraum.
  7. Die Zustimmung sank besonders in Irland, Griechenland, Spanien, Zypern, Portugal und Slowenien. In diesen Ländern nahm vor allem der Anteil der EZB-Skeptiker und der Euro-Skeptiker zu. Inzwischen ist die Zahl der Währungsunions-Befürworter allerdings wieder nahezu auf ihr Vorkrisenniveau zurückgekehrt.
  8. Hierzu zählen beispielsweise Belgien, Luxemburg, die Niederlande, Malta, Österreich, die Slowakei und Finnland.
  9. Ende 2019 war der Anteil der Währungsunions-Befürworter zwar wieder angestiegen, der Anteil der EZB-Skeptiker lag jedoch weiterhin über dem Vorkrisenniveau. Im Vergleich zur Länderebene unterscheiden sich die Einstellungsmuster auf regionaler Ebene zum Teil erheblich. In Ländern wie Finnland, Irland, den Niederlanden oder der Slowakei waren im Umfragezeitraum landesweit die Währungsunions-Befürworter in der Mehrheit. In Belgien, Deutschland, Spanien, Frankreich und Portugal variierte die Zustimmung zur Wirtschafts- und Währungsunion regional stärker. Während beispielsweise in den ostdeutschen Bundesländern und Bayern im Zeitraum 2016 bis 2019 die EZB-Skeptiker in der Mehrheit waren, überwogen in den westlichen Bundesländern die Währungsunions-Befürworter.
  10. So zählt in der Gruppe derer, die im Alter von 15 Jahren oder jünger ihre Schulausbildung beendet haben, nur etwa ein Drittel der Befragten zu den Währungsunions-Befürwortern. In der Gruppe, die bei Abschluss ihrer Ausbildung mindestens 20 Jahre alt war, steigt der Anteil der Währungsunions-Befürworter hingegen auf etwa 50 %. Befürworter finden sich vor allem unter leitenden Angestellten, Studierenden, sonstige Angestellten und Selbstständigen. Unter Arbeitern oder Arbeitslosen liegt die Unterstützung der Währungsunion dagegen um 10 bis 20 Prozentpunkte niedriger. Der Anteil der EZB-Skeptiker ist in dieser Gruppe fast genauso hoch wie der Anteil der Währungsunions-Befürworter.
  11. Nachdem das Vertrauen in die EZB und die gemeinsame Währung im Zuge der Finanz- und Staatsschuldenkrise zeitweise in allen Altersgruppen gesunken war, machten zum Jahresende 2019 die Währungsunions-Befürworter in allen Altersgruppen der Bevölkerung wieder den größten Anteil aus.
  12. Bursian, D., und Fürth, S. (2015), Trust me! I am a European Central Banker, Journal of Money, Credit and Banking , 47 , 1503–1530; ähnliche Ergebnisse finden sich auch in Farvaque, E. , Hayat, M. A. und Mihailov, A. (2016), Who supports the ECB? Evidence from Eurobarometer survey data, The World Economy , 40(4), 654–677.
  13. Farvaque, E., Hayat, M. A. und Mihailov, A. (2016), Who supports the ECB? Evidence from Eurobarometer survey data, The World Economy , 40(4), 654–677.
  14. Ehrmann, M., Soudan, M. und Stracca, L. (2013), Explaining European Union citizens’ trust in the European Central Bank in normal and crisis times, The Scandinavian Journal of Economics , 115 , 781–807; Kaltenthaler, K., Anderson, C. J. und Miller, W. J. (2010), Accountability and independent central banks: Europeans and distrust of the European Central Bank, JCMS: Journal of Common Market Studies, 48, 1261–1281. Die empirische Analyse belegt, dass der Zusammenhang zwischen Sachwissen und Vertrauen in die EZB während der Finanzkrise besonders ausgeprägt war.
  15. Mellina, S. und Schmidt, T. (2018), The Role of Central Bank Knowledge and Trust for the Public's Inflation Expectations, Diskussionspapier der Deutschen Bundesbank, Nr. 32. Die Analyse zeigt, dass das Wissen über die EZB und die Bundesbank ein wesentlicher Einflussfaktor für das Vertrauen in die beiden Zentralbanken ist, wobei ein größeres Vertrauen in die EZB und die Bundesbank mit niedrigeren Inflationserwartungen der Befragten korreliert.
  16. Hayo, B. und Neuenkirch, E. (2014), The German public and its trust in the ECB: The role of knowledge and information search, Journal of International Money and Finance , 47 , 286–303.
  17. Van der Cruijsen, C. und Eijffinger, S. (2010), From actual to perceived transparency: The case of the European Central bank, Journal of Economic Psychology, 31, 388-399.
  18. Ehrmann, M., Soudan, M. und Stracca, L. (2013), Explaining European Union citizens’ trust in the European Central Bank in normal and crisis times, The Scandinavian Journal of Economics , 115(3) , 781–807.
  19. Dass sowohl die wirtschaftlichen Interessen der Befragten als auch eine starke Identifikation mit dem eigenen Land die Unterstützung des Euro und der europäischen Wirtschaftsintegration beeinflussen, wird durch weitere Analysen der Einstellungen belegt: Hobolt, S. B. und Leblond, P. (2014), Economic insecurity and public support for the Euro: Before and during the financial crisis, in: Bermeo, N. und Bartels, L. M. (Eds.), Mass politics in tough times: Opinions, votes and protest in the great recession, S. 128–147, Oxford University Press (Oxford/New York); Hobolt, S. B., und Wratil, C. (2015), Public opinion and the crisis: The dynamics of support for the euro. Journal of European Public Policy , 22(2), 238–256. Kuhn und Stoeckel (2014) schlussfolgern beispielsweise, dass sich eine starke nationale Identität insbesondere in Ländern mit höherer Wirtschaftskraft negativ auf die Zustimmung zur wirtschaftlichen Integration in Europa auswirkt: Kuhn, T. und Stoeckel, F. (2014), When European integration becomes costly: The euro crisis and public support for European economic governance, Journal of European Public Policy , 21(4), 624–641.
  20. Bergbauer, S., Hernborg, N., Jamet, J.-F. und Persson, E. (2020), The reputation of the euro and the European Central Bank: interlinked or disconnected?, Journal of European Public Policy, 27(8).
  21. Schnabel, I., „Ungleiche Narben – Verteilungseffekte der Pandemie“, Rede auf dem Forum des Deutschen Juristentages 2020, 18. September 2020.
  22. Die Datenlage ist zurzeit noch spärlich. Sie stützt sich hauptsächlich auf Umfragen im Juli dieses Jahres, die im Oktober von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurden. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich im weiteren Verlauf der Pandemie Veränderungen in den Einstellungen ergeben werden.
  23. European Commission, Standard Eurobarometer 93 (Sommer 2020).
  24. European Commission, Standard Eurobarometer 93 (Sommer 2020).
  25. European Commission, Standard Eurobarometer 93 (Sommer 2020).
  26. Eine im Oktober 2020 durchgeführte Umfrage des Europäischen Parlaments (Pressemitteilung, Veröffentlichung) zeigt, dass sich immerhin zwei Drittel der Befragten für zusätzliche europäische Kompetenzen zur Bekämpfung von Krisen wie der Corona-Pandemie aussprechen.
  27. de Guindos, L., Panetta, F., und Schnabel, I. (2020), „Europe needs a fully fledged capital markets union – now more than ever“, EZB-Blog, 2. September.
  28. Ein weiterer wichtiger Eckpfeiler, der zum Vertrauen in die EZB beiträgt, sind die regelmäßigen Anhörungen der EZB-Präsidentin im Europäischen Parlament. Sie bieten eine Gelegenheit, den europäischen Bürgerinnen und Bürgern sowie ihren gewählten Vertretern unsere geldpolitischen Entscheidungen zu erläutern.
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16 December 2020
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